LUSAKA - Während in Europa die Menschen frösteln und vor lauter trockener Luft ins Husten kommen, befindet sich Sambia derzeit in der feuchtesten Jahresperiode, die sowohl Segen als auch einige Probleme mit sich bringt.

Anders als in mitteleuropäischen Ländern wie der Schweiz hat Sambia nicht vier ausgeprägte Jahreszeiten. Die Klimaverhältnisse lassen sich am besten durch eine Trocken- und eine Regenzeit charakterisieren. In Sambia sind diese zwei Perioden sehr stark ausgeprägt: Die Trockenzeit dauert von Mai bis Oktober und die Regenzeit nimmt die andere Jahreshälfte in Anspruch. Die Regenzeit wird also sowohl mit Freuden erwartet, doch birgt auch viele Umstände.

Die grüne Verwandlung

Nach fünf Monaten anhaltender Trockenheit ist die Savanne völlig dürr, staubig und kahl. Zudem brennt die Sonne: Tagestemperaturen um 40 Grad Celsius sind häufig. Der Schweizer Gemüsebauer Boas Hvalic unterstützte in Zusammenarbeit mit FCTrelief den Aufbau einer Farm und weiss von der Regenzeit zu berichten: "Am Ende der Trockenzeit ist der Regen ein wichtiges Gesprächsthema, vor allem, wenn er auf sich warten lässt." Teilweise komme es vor, dass der Regen nur in bestimmten Gebieten gefallen sei. "Dann wird besonders in der Stadt darüber ausgetauscht, wo er schon gekommen ist", berichtet Boas Hvalic.

Sambia in der Trockenzeit

Wenn dann der Regen ab Oktober langsam einsetzt und im November zur ganzen Entfaltung kommt, bringt er Freude ins Land: Die Temperaturen sind angenehm und von vormaligen, wüstenähnlichen Zuständen verwandelt sich Sambia in einen fruchtbaren Garten mit üppiger Vegetation. "Es ist unglaublich, wie extrem schnell die Pflanzen wachsen, das gibt es in der Schweiz gar nicht", sagt Boas Hvalic. Wer für den September nach Sambia reise und dann im Januar nochmals käme, würde das Land nicht wieder erkennen.

Sambia in der Regenzeit

Die grösste Freude bereitet die Regenzeit den Bauern, denn mit ihr kann der harte Boden erst überhaupt bearbeitet werden und die meisten Pflanzen können auch ohne Bewässerung wachsen. "In der Regenzeit gibt es meist sehr viel zu tun. Umso früher du aussäst, desto länger können die Pflanzen vom Wasser profitieren und desto mehr Ertrag gibt es", erklärt Boas Hvalic. Vor allem die wichtigsten Anbauprodukte Getreide, Mais und Soja profitieren stark von der Feuchtzeit und könnten mit dem richtigen Vorgehen grosse Erträge abwerfen.

Der Kampf mit den Wassern

Die Regenzeit stellt für die Landwirtschaft gleichzeitig auch eine Herausforderung dar. "Die Regenfälle können sehr heftig sein und über zwei bis drei Stunden andauern. Wenn das Wasser nicht mehr absickert, kann es bei bestimmten Kulturpflanzen vorkommen, dass es die Saat wegschwemmt", sagt Boas Hvalic. Wolle man mit der Landmaschine arbeiten, gebe es lediglich kleine Zeitfenster, in denen das aufgrund der nötigen Bodenstabilität überhaupt möglich sei. "Ansonsten ist vor allem der Transport ein Problem. Die Strassen sind so überschwemmt und im schlechten Zustand, dass ein Durchkommen mit dem Auto teilweise so unmöglich ist wie bei uns im hohen Schnee."

Nur Hauptstrassen sind geteert, Abflüsse fehlen oft. Auf diese Weise können auch in der Stadt ganze Strassen überschwemmt sein. Zumindest tageweise sind so einzelne Gebiete isoliert und dies beschränkt die Menschen in ihrer Mobilität, bis das Wasser wieder abfliesst.

Wenn Wasser krank macht

Ein weiteres Problem, das mit dem Wasser einhergeht, ist die Verbreitung von Krankheiten. Wo viel Wasser und fehlende Infrastruktur zusammenkommen, kann sich Cholera sehr schnell verbreiten: Grubenlatrinen füllen sich mit Wasser und vermischen sich mit dem Wasser, mit dem die Menschen in Berührung kommen oder gar trinken, wie die Organisation Ärzte ohne Grenzen über den Ausbruch der Cholera in Lusaka 2016 berichtet.

Fehlende oder ungenügende Infrastruktur führt an vielen Orten zur Kontamination des Trinkwassers.

Auch in der Regenzeit 2017-2018 kam es in Lusaka zu einem Ausbruch mit vielen Todesfällen, bei dem viele Schulen über eine längere Zeit geschlossen wurden, um die Verbreitung aufzuhalten und die Hygieneanlagen zu sanieren. Diese Situationen führen zu einer zusätzlichen Belastung in sonst schon sehr verarmten Gebieten und fördern das Elend. Die staatlichen Massnahmen von letztem Jahr haben zumindest zu einer Verbesserung der Lage in diesem Jahr geführt.

Engagement ist wassersicher

Obwohl sich die Projekte von FCTrelief mit seinem Standort bei Lusaka inmitten eines solchen Regenzeitgebiets befinden, gibt es keine Einschränkung des Engagements. "Wir mussten uns einfach darauf einstellen und speziell einrichten", sagt Heiner Merk, Präsident von FCTrelief.  "Zum Glück ist es nicht ein Monsumregen wie in anderen Ländern. So sind lediglich gewisse Gebiete unter Wasser, das dann aber auch relativ schnell wieder trocken werden."